

Eklat in Spanien: Pro-palästinensische Demonstranten erzwingen Abbruch von Radrennen
Eklat bei spanischer Rad-Rundfahrt: Zehntausende pro-palästinensische Demonstranten haben am Sonntag mit teils gewaltsamen Protesten in der Hauptstadt Madrid den Abbruch der legendären Vuelta erzwungen. Lob der spanischen Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez für die seit Wochen anhaltenden Proteste führte zu scharfer Kritik nicht nur aus Israel. Auch die spanische Opposition warf der Regierung vor, dem Image des Landes zu schaden.
Laut Behörden hatten sich mehr als 100.000 Menschen zu dem pro-palästinensischen Protest in Madrid versammelt. Dabei rissen Demonstranten die Absperrungen zur berühmten Einkaufsstraße Gran Vía nieder, auf der die Radprofis eigentlich entlang fahren sollen. Sie schwenkten palästinensische Flaggen und skandierten Parolen gegen Israel wie "Das ist kein Krieg, das ist ein Genozid" oder "Stoppt den Tod von unschuldigen Kindern".
Die Polizei, die eigens verstärkt worden war, hielt die Menge nicht zurück. Später gab es vereinzelte Ausschreitungen, dabei setzte die Polizei Tränengas ein. Laut Behörden gab es zwei Festnahmen.
Auch in der Nähe des Bahnhofs Atocha durchbrachen Demonstrierende die Barrieren. Auch dort setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein.
Als die teilnehmenden Profisportler rund 50 Kilometer vom Ziel in Madrid entfernt waren, erklärten die Organisatoren aufgrund der Proteste das vorzeitige Ende der Rundfahrt. Im Zentrum der spanischen Hauptstadt feierten die Demonstranten am Sonntagabend den Abbruch und riefen laut dem Bericht einer AFP-Korrespondentin immer wieder "Palästina gewinnt die Vuelta".
Einen Etappensieger gab es nicht, der zuvor führende Däne Jonas Vingegaard wurde zum diesjährigen Vuelta-Sieger erklärt. Die Siegerzeremonie für ihn fiel aber "aus Sicherheitsgründen" aus.
Die Vuelta war seit ihrem Start vor drei Wochen von Protesten begleitet worden, diese richteten sich vor allem gegen die Teilnahme des privaten Teams Israel-Premier Tech. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte das Team mehrfach dafür gelobt, dass es trotz der nahezu täglichen Anfeindungen durchhielt.
Das Ende der Rundfahrt im Chaos sorgte in ganz Spanien für hitzige Debatten. Die oppositionelle Volkspartei PP sprach von einer "internationalen Schande", für die Regierungschef Sánchez verantwortlich sei.
Dessen Arbeitsministerin Yolanda Díaz vom Linksbündnis Sumar freute sich über den Abbruch: "Die spanische Gesellschaft hat der ganzen Welt eine Lektion erteilt, indem sie La Vuelta lahmgelegt hat", schrieb sie auf Instagram: "Israel darf an keiner Veranstaltung teilnehmen, solange es weiterhin Völkermord begeht."
Sánchez reagierte zunächst nicht auf den Abbruch, hatte aber am Morgen bei einer Veranstaltung seiner Sozialistischen Partei in Málaga seine "Bewunderung" für die Demonstranten geäußert. Sein Land, das Israel wegen des Kriegs im Gazastreifen immer wieder scharf kritisiert, sei ein "Beispiel" für die internationale Gemeinschaft "bei der Verteidigung der Menschenrechte".
Der israelische Außenminister Gideon Saar nannte Sánchez und seine Regierung dagegen eine "Schande" für ihr Land. Der Ministerpräsident habe die Demonstranten "angestachelt".
Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hatte mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst.
K.Ziad--CdE