

Neuzuschnitt der Wahlkreise in Texas rückt weitere Bundesstaaten ins Rampenlicht
Die Republikaner von US-Präsident Donald Trump haben einen Neuzuschnitt der Wahlkreise im US-Bundesstaat Texas durchgesetzt, um ihre Chancen auf einen Sieg bei den Kongresswahlen im nächsten Jahr zu erhöhen. Entlang der Parteigrenzen stimmten in der Nacht zum Samstag 18 texanische Senatoren für und elf gegen die Neuregelung, welche den Republikanern fünf zusätzliche Sitze im Repräsentantenhaus in Washington einbringen soll.
Der Neuzuschnitt der Wahlkreise gebe "den wunderbaren Leuten in Texas die riesige Chance, bei den Zwischenwahlen 2026 fünf neue Maga-Republikaner zu wählen", schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social unter Bezug auf seine Maga-Bewegung (Make America Great Again, Macht Amerika wieder großartig). Dies sei ein "großer Sieg für unsere America-First-Agenda" (Amerika zuerst).
Die demokratischen Senatoren in Texas hatten bis zuletzt vergeblich versucht, den Neuzuschnitt der Wahlbezirke mit Verfahrenstricks zu verhindern. Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, erklärte, er freue sich darauf, die Entscheidung mit seiner Unterschrift in Kraft zu setzen. "Trotz der kleinen Aktionen der Demokraten haben wir unser Versprechen eingelöst", schrieb er im Onlinedienst X. Die neue Karte der Wahlbezirke spiegele "die tatsächlichen Wahlpräferenzen" der Texaner wider.
Ein derartiger Neuzuschnitt von Wahlkreisen mit parteipolitischen Zielsetzungen wird in den USA als "Gerrymandering" bezeichnet. Dabei werden entweder so viele potenzielle Wählerinnen und Wähler der gegnerischen Partei wie möglich in einem Wahlkreis zusammengesteckt, womit ihr Einfluss in anderen Kreisen sinkt. Oder die potenziellen Wähler der anderen Partei werden auf möglichst viele verschiedene Wahlkreise verteilt, damit sie in keinem dieser Kreise zur dominierenden Kraft werden.
Mit dem Neuzuschnitt in Texas wollen die Republikaner ihre derzeitige Mehrheit im Repräsentantenhaus in Washington verteidigen. Für gewöhnlich erleidet die regierende Partei bei den als Midterms bekannten Zwischenwahlen deutliche Verluste. Die Demokraten hoffen deswegen, das Repräsentantenhaus im Herbst 2026 zurückerobern zu können.
In Reaktion auf das Vorgehen der Republikaner in Texas veranlasste der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, seinerseits ein "Gerrymandering" der Wahlkreise in dem westlichen US-Bundesstaat, was vermutlich den Demokraten fünf weitere Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus verschaffen würde. Die beiden von den Demokraten kontrollierten Parlamentskammern des Bundesstaates stimmten für den Plan Newsoms. Nun müssen dies die Kalifornier im November in einem Volksentscheid absegnen. Dies ist in Texas nicht notwendig.
Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten blicken nun in Richtung anderer US-Bundesstaaten, in denen ebenfalls "Gerrymandering" möglich sein könnte. Neben Texas drängte Trump die Republikaner in Ohio, Florida, Indiana und Missouri dazu, ihre Wahlkreise neu zuzuschneiden.
Das "Gerrymandering" ist ein politischer Trick mit langer Tradition in den USA. Der Begriff geht zurück auf einen Gouverneur von Massachusetts aus dem 18. Jahrhundert, Elbridge Gerry, der einen Wahlbezirk in seinem Bundesstaat derart zu seinem Vorteil zugeschnitten hatte, dass er die Form eines Salamanders annahm.
In der Regel werden die Wahlkreise alle zehn Jahre auf Grundlage von Zensusdaten über die Bevölkerungsstruktur neu festgelegt. Der Neuzuschnitt soll demografischen Veränderungen Rechnung tragen und die Verfassungsvorgabe erfüllen, dass alle Wahlbezirke innerhalb eines Bundesstaats in etwa die gleiche Bevölkerungszahl haben müssen.
J.Yaser--CdE